Ruhrgebiet

Von Meilern und Reihern

Das Schiffshebewerk in Henrichenburg etwa, an dessen Talsohle wir kurz darauf anlegen, ist ein einzigartiges technisches Denkmal aus der Gründerzeit. Es wurde 1899 von Kaiser Wilhelm II. persönlich eingeweiht und versah bis 1962 den Dienst. Dann verfiel die Anlage. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als Kind hier herumgeturnt bin“, sagt Skipper Kerski. Damals sei das Werk „nur noch Schrott“ gewesen. Inzwischen ist das Schmuckstück des Historismus fein herausgeputzt, wenn auch nicht mehr nutzbar. Das dazu gehörige Museum kämpft nun darum, dass der benachbarte Schiffsfahrstuhl, der 1962 den Dienst aufnahm und inzwischen ebenfalls stillgelegt wurde, repariert wird.

„Früher sind wir vor allem in Holland Motorboot gefahren“, erzählt der Skipper. Die stille Wasserseite seiner Heimat hat er erst in den letzten Jahren entdeckt. „Die Langsamkeit hat auch ihren Reiz.“ Auf den Kanälen gilt ein Tempolimit von 12 km/h. Ein Tummelplatz für Paddler, Ruderer und neuerdings auch Motorboote. Zwischen Rhein und Ruhr, Duisburg, Hamm und Dortmund liegen 250 Kilometer befahrbare Wasserstraßen. Wer will, kann über Kanäle und ein Stück Rhein eine Woche im Kreis schippern, durch ein spannendes Dickicht von Hafenanlagen, stillgelegten oder bereits kreativ umgenutzten Industriekomplexen.

Ein paar Meter weiter platzen wir mitten in eine Riesen-Baustelle: Am Ufer des Kanals hinter einer Lichtung entsteht das neue Eon-Kohlekraftwerk Datteln, ein gigantisches Bühnenbild der Technik, auf dem Hunderte von Bauarbeitern mit bunten Plastikhelmen wie Spielzeugmännchen herumturnen. „Irgendwo musste das Ding ja nun hin“, kommentiert Skipper Kerski das beeindruckende Szenario. Der Kühlturm wird sich einmal 180 Meter in den Himmel recken. Für Wassertouristen auf den Spuren der Industriegeschichte eine weitere Sehenswürdigkeit.

Bootstour durch das Ruhrpott-Industrierevier zwischen Duisburg und Hamm

Unter den Meeren gleicht keines dem Dattelner Meer – es liegt rund 20 Kilometer nördlich von Dortmund, und der Name ist eine echte PR-Leistung: Eigentlich münden hier nur zwei künstliche Wasserläufe in den Dortmund-Ems-Kanal und bilden den angeblich größten Kanalknotenpunkt der Welt: Nach Nordwesten zweigt der Wesel-Datteln-Kanal ab, nach Südosten der Datteln-Hamm-Kanal. Das ist schon alles. Das „Meer“ ist ein Witz – typisch für den trockenen Humor, der auch unserem Skipper eigen ist. „Diese Sehenswürdigkeit konnte ich Ihnen unmöglich ersparen“, sagt er mit spöttischem Unterton. Er wendet die „Silhouet“, ein gutmütiges Kajütboot und leise knatterndem Außenborder, und steuert dann den Dortmund-Ems-Kanal zurück in Richtung Waltrop. Die Ufer sind so dicht bewachsen, dass wir ständig ins Grüne schauen. Bis auf ein paar entfernte Meiler am Horizont, mal ein paar grotesk verkrümmte Riesenrohre am Ufer und das feine Geäder der Hochspannungsleitungen über uns ist vom einst größten Industriegebiet Europas nichts zu bemerken. Ein Kormoran vor uns macht dem Boot gemächlich Platz, am Himmel kreist ein Bussard. Das Wasser, erzählt unser Schiffsführer, habe beinahe Trinkwasserqualität. Zum Baden tauge es allemal.

Ein paar Meter weiter platzen wir mitten in eine Riesen-Baustelle: Am Ufer des Kanals hinter einer Lichtung entsteht das neue Eon-Kohlekraftwerk Datteln, ein gigantisches Bühnenbild der Technik, auf dem Hunderte von Bauarbeitern mit bunten Plastikhelmen wie Spielzeugmännchen herumturnen. „Irgendwo musste das Ding ja nun hin“, kommentiert Skipper Kerski das beeindruckende Szenario. Der Kühlturm wird sich einmal 180 Meter in den Himmel recken. Für Wassertouristen auf den Spuren der Industriegeschichte eine weitere Sehenswürdigkeit.

„Früher sind wir vor allem in Holland Motorboot gefahren“, erzählt der Skipper. Die stille Wasserseite seiner Heimat hat er erst in den letzten Jahren entdeckt. „Die Langsamkeit hat auch ihren Reiz.“ Auf den Kanälen gilt ein Tempolimit von 12 km/h. Ein Tummelplatz für Paddler, Ruderer und neuerdings auch Motorboote. Zwischen Rhein und Ruhr, Duisburg, Hamm und Dortmund liegen 250 Kilometer befahrbare Wasserstraßen. Wer will, kann über Kanäle und ein Stück Rhein eine Woche im Kreis schippern, durch ein spannendes Dickicht von Hafenanlagen, stillgelegten oder bereits kreativ umgenutzten Industriekomplexen.

Das Schiffshebewerk in Henrichenburg etwa, an dessen Talsohle wir kurz darauf anlegen, ist ein einzigartiges technisches Denkmal aus der Gründerzeit. Es wurde 1899 von Kaiser Wilhelm II. persönlich eingeweiht und versah bis 1962 den Dienst. Dann verfiel die Anlage. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als Kind hier herumgeturnt bin“, sagt Skipper Kerski. Damals sei das Werk „nur noch Schrott“ gewesen. Inzwischen ist das Schmuckstück des Historismus fein herausgeputzt, wenn auch nicht mehr nutzbar. Das dazu gehörige Museum kämpft nun darum, dass der benachbarte Schiffsfahrstuhl, der 1962 den Dienst aufnahm und inzwischen ebenfalls stillgelegt wurde, repariert wird.

Bereits heute ist Henrichenburg mit zwei historischen Schiffshebewerken und zwei Schleusen weltweit einmalig – schon machen sich die Historiker Hoffnung auf einen Platz im Unesco-Weltkulturerbe. Das passt: Viele Denkmäler der Industriekultur, die das Ruhrgebiet in den letzten Jahren weltberühmt gemacht haben, sind auch vom Wasser aus zugänglich. Zum Beispiel der 117 Meter hohe Gasometer Oberhausen, inzwischen ein faszinierendes Museum und Aufführungsort für Kunst-Events direkt am Rhein-Herne-Kanal, oder der Duisburger Innenhafen, bis vor kurzem effektvoll saniert und heute ein beliebter Partybezirk. Auch die Ruhr ist bis zum Baldeney-Stausee schiffbar. Wer hier unterwegs ist, vergisst die alten Geschichten vom stinkenden Pott: In Mäandern geht es durch ein grünes Flusstal, auf dem alten Saumpfad fahren Radler und Spaziergänger, und die Häuser und Industrieanlagen sind hinter hohen Bäumen und Anhöhen verborgen. Überall gibt es Plätze zum Festmachen, und mit einem Klapprad sind auch entferntere Orte wie zum Beispiel die Welterbestätte Zeche Zollverein in Essen oder die begehbare Kokerei Hansa nur in wenige Minuten von der Anlegestelle entfernt. Man muss ja nicht gleich bis zum Meer fahren…
Mit einem kleinen Trailerboot sind die Kanäle gut befahrbar. Bis zu einer Motorleistung von 5 PS wird kein Führerschein benötigt, darüber der Sportbootführerschein Binnen. Für diese Lizenz müssen inklusive Prüfungsgebühren nur rund 300 Euro und ein paar Wochenenden für die Theorie investiert werden. Mehr Infos über kleine Motorboote, den Kauf und Betrieb unter www.trailerboot.org. Mehr Infos über das Revier, Bootscharter und Häfen ebenso wie Sehenswürdigkeiten unter www.sportbootrevier.de.

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